Liebe Thinkfans,
Ihr/Sie alle, einschließlich der wiederum Neuhinzugekommenen, die ich herzlich begrüße, wünsche ich einen erfreulichen Wochenbeginn, getragen von versöhnlicher Stimmung, dass der Herbst nun das Zepter in die Hand nimmt, nachdem sich der Sommer nach einem dreimonatigen Intermezzo zu seinem wohlverdienten neunmonatigen Jahresurlaub verabschiedet hat – eine sehr reizvolle, ökonomische Form der Beschäftigung.
Ich ging am Samstag bei der morgendlichen Zeitungslektüre nicht davon aus, mich mit dem Verfassen einer neuen Thinkletter zu beschäftigen, da ich viel zu sehr mit der Einnahme des Frühstücks und dem Durchblättern der Zeitung beschäftigt war. Auch meine Neuronen durften sich in dem Glauben wiegen, nicht weiter beansprucht zu werden, umso mehr als ich ihr zelluläres Umfeld aufgrund einer zu Bruch gegangenen Kaffeemaschine nicht mit der gewohnten Gabe an Caffeine aufmuntern konnte.
Ich war schon dabei, die Zeitung wieder zusammenzufalten, als ich auf ein ganzseitiges Interview stieß, das ich schon aufgrund seiner Länge zunächst geneigt war, zu überspringen; was mir jedoch nicht gelang, nachdem ich die ersten Zeilen überflogen hatte.
Ich bitte um Verständnis, wenn ich aus diesem Interview auszugsweise auf Englisch zitiere:
“Sixty-five years ago, as a child…, he was forced to leave home when his village was sucked into the country’s brutal war. Ever since, he has felt a particularly strong affinity with victims of violence.”
” ‘I was six years old,’ he recalls. ‘I had to flee with things on my back. It was big difficulty finding something to eat. I was always crying, crying, crying, without knowing what was going on. All the schools were destroyed. We were just sitting under the shadow of a tree, on the ground.’ “
Die Person, die dies in diesem Interview berichtet, ist der gegenwärtige UN Generalsekretär Ban Ki-moon, über den die Interviewerin, Gillian Tett, am Ende Ihres Artikels scheibt.
“He admits that he has been horrified by the squalor he sees in today’s refugee camps. What worries him even more, though, is the air of permanence. In the 1950s, being a ‘refugee’ was considered a temporary affair; today it is estimated that more than 60 million people are displaced, a record, and many are being tossed into a never-ending limbo.”
” ‘Today [Ban Ki-moon says] these children think the camps are their entire world. I wonder what the future of those children will be. What?’ His voice trails off. He has no clear answer; nor does the UN but I know that, once lunch is over, Ban will be working the phones again, trying to persuade reluctant world leaders to act. If only they would listen.”
Nachdem ich dieses lange Interview gelesen hatte, erklärten die Neuronen ohne weiteres Zögern ihre Bereitschaft, am Verfassen dieser Thinkletter mitzuwirken. Mich selbst treibt die Frage um, wie es wohl um das Schicksal von Flüchtlingen bestellt wäre, wenn es nicht einen Mann wie Ban Ki-moon an der Spitze der UN gäbe …
Wer dieses Interview im Wortlaut lesen möchte, findet es unter:
http://www.ft.com/cms/s/2/6bb80314-5c72-11e5-a28b-50226830d644.html
Ein sehr interessantes Projekt, das zum Ziel hat, Flüchtlingen eine universitäre Ausbildung zu ermöglichen, ist die Kiron University in Berlin. Hier ist der LInk aus der ZEIT online:
http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2015-09/fluechtlinge-studium-kiron-universitaet
sowie ein Link aus der Berliner Zeitung:
Wer sich an einer von Frau Sigrid Kühn-Eschenbach initiierten und an die Bundesbildungsministerin, Frau Johanna Wanka, gericheteten online Petition beteiligen möchte, kann dies über Avaaz.org tun:
Wer sich zudem mit dem Spektrum an Flüchtlingsleid näher vertraut machen möchte, möchte vielleicht einen Blick in meine beiden Bücher, nämlich “Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg …” sowie ‘Splintered Innocence. An Intuitive Approach to War Trauma werfen’, die auf der neuen www.Thinkclinic.com Website in der Sektion Thinkaeon zu finden sind.
Zwar handeln diese Bücher von dem Flüchtlingsleid deutscher Staatsbürger während und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die psychotraumatischen Grundprinzipien einschließlich der transgenerationellen Trauma-Transmission sind jedoch auf Menschen übertragbar, die heute, gezeichnet vom Flüchtlingsleid, nach Europa strömen. In besonderem Maß trifft dieses harte Schicksal Kinder:
Man kann nur hoffen, dass dieses immense menschliche Elend bald ein Ende finden möge und dass in dem in verheerendem Ausmaß zerstörten Syrien endlich bald die Waffen schweigen, sofern die Großmächte nicht nur bereit sind, sich zu Verhandlungen an einen Tisch setzen, sondern auch zügig, und ohne ein sich über Jahre hinschleppendes Tauziehen, eine bindende Friedensvereinbarung auszuhandeln:
http://www.ft.com/cms/s/0/96bf7e48-6041-11e5-a28b-50226830d644.html#axzz3mSw6PvWc
Da mir die iThink-Philosophie ein wichtiges Anliegen ist, ist es mir auch wichtig, wann immer angebracht, auf Einwirkungen hinzuweisen, die der Entfaltung der Denkfähigkeiten und überhaupt dem ungestörten Wirken des Gehirns entgegenwirken. Hierzu zählt z.B. der Schlaganfall, weswegen ich auch das Buch meiner Mutter, Frau Dr. med. Hildegund Heinl, ‘Und wieder blühen die Rosen. Mein Leben nach dem Schlaganfall,’ neu herausgebracht habe.
Aber es sind eben auch von außen einwirkende Faktoren, die trotz des Schutzes der Schädelkalotte, das vulnerable Organ des Gehirns schädigen können. Dazu zählt auch auch wenn dieser Hinweis meiner Popularität nicht gerade förderlich sein mag eine weithin, und oftmals leidenschaftlich gepflegte Sportart, nämlich der Fußball.
Würde es sich tatsächlich nur um eine Sportart handeln, die nur die Füße tangiert, bestünde kein Anlaß zur Sorge um das Gehirn. Eine mir gerade zugesandte Mitteilung der American Psychiatric Association (APA) wirft jedoch ein erheblich beunruhigendes Bild auf die pathologischen Folgen für das Gehirn bei Spielern, die sich der amerikanischen Variante des Fußballs verschrieben haben:
Eine Studie fand, dass 87 von 91 verstorbenen Spielern positiv für Zeichen von chronischer traumatischer Enzephalopthie testeten, einer Erkrankung, die mit Gedächtnisverlust, Beeinträchtigung des Urteilsvermögens, Depression und, letztlich, progressiver Demenz einhergeht. Es scheint, dass es vor allem die Summation kleiner Gehirntraumen ist, die zu diesem Krankheitsbild führen.
Hier ist der Wortlaut der APA Mitteilung:
Small Study Finds 87 Out Of 91 Deceased NFL Players Had CTE.
NBC Nightly News (9/18, story 10, 0:35, Holt) reported on troubling news tonight about the long-term dangers of head injuries while playing football. According to PBS Frontline, a small study by the VA in Boston University showed the brains of 87 out of 91 former deceased NFL players tested positive for chronic traumatic encephalopathy, or CTE in the latest study of traumatic brain injuries. That is 96 percent of deceased NFL players examined and theyve also founded CTE in the brains of 79 percent of all deceased football players tested, including those who played in high school and college.
The AP (9/18) added that the brains were examined by researchers with the Department of Veterans Affairs and Boston University. According to the report, many of the players who donated their brains to research suspected they had CTE, which therefore skews the population of brains being examined. CTE is linked to repeated brain trauma and is associated with symptoms including memory loss, impaired judgement, depression, and, eventually, progressive dementia.
The Washington Post (9/18, Bonesteel) noted that researchers wrote that the high rate of CTE in the players brains supports past research suggesting its the repeat, more minor head trauma that occurs regularly in football that may pose the greatest risk to players, instead of just the sometimes violent collisions that cause concussions.
Auf der Think-Gedankenwell dahinsurfend fiel mit ein faszinierendes, reichbebildertes Buch über Weltkarten in die Hände. Zunächst keinen Zusammenhang zu dem iThink-Thema erkennend, blätterte ich in diesem Buch und stieß auf die Abbildung einer Babylonischen Weltkarte aus der Zeit zwischen 700 500 v. Chr. In eine aufgehaltene Hand passend, stellte diese Weltkarte die Sicht und somit auch das Bewusstsein der Welt dar, wie sie sich den Babyloniern der damaligen Zeit darstellte.
Jede der in diesem grandiosen Buch enthaltenen Abbildungen von Karten ist beeindruckend, staunenswert und läßt erahnen, wie diejenigen, die diese Karten anfertigten, die Welt sahen; wobei das Buch vor Augen führt, in welchem Maß sich das Bewusstsein einer Weltsicht in den letzten Jahrtausenden entwickelt hat.
Hier ist der Link:
Schon wollte ich, nicht völlig immun gegen das Fortschreiten des Uhrzeigers so schwer es mir auch fiel das Buch wieder beiseite legen, als mir auffiel, dass ich bei aller Bewunderung für die Abbildungen das Vorwort noch nicht gelesen hatte. Und hier schreibt John Hessler, ein Specialist in Modern Cartography in seinem Vorwort:
“In the first decade of the twenty-first century, a mapping project began that was unlike any cartographic survey previously attempted: to chart what has been termed the human connectome (even that word did not exist a few years ago, having been coined to describe the complete set of neural connections in the human brain). The idea is simple: the human brain is a complex network just like any other, so one must understand its connections in order to get an idea of how it functions. The process is comparable to what happened with the Internet, the exact functioning of which remained something of a mystery until it was approximately mapped and its connections understood. Instead of routers and network hubs, cartographers in this survey are mapping individual neurons.”
” … and yet what is its ultimate aim if not to create a graphic representation a map that will allow us to understand another part of our spatial world, albeit internal rather than external space? …”
So befindet sich vielleicht der moderne Mensch, der sich der Kartographie dieses “internal space” gegenüber sieht, in einer ähnlichen Situation wie der babylonische Kartograph, der seine Weltkarte in der Größe einer Innenhandfläche schuf. Und was alles wird die Arbeit an dem Connectome noch fassbarer und begreifbarer und durch diese Form der Kartographie des “internal space” noch verstehbarer machen?
Und, wer weiß, vielleicht wird das ‘Licht in den Ozean des Unbewussten …’ sogar einen Beitrag hierzu leisten …
So freue ich mich, die Neuronen eingeschlossen, auf Eure/Ihre Rückmeldungen, Anregungen und Kommentare, auch zu der www.Thinkclinic.com Website sowie den Thinkaeon Büchern. Wer Interesse am Erhalt der Thinkletter hat, möge es mich bitte wissen lassen.
Ich wünsche viel Wohlergehen, viel Freude bei der Arbeit und einen vergnüglichen Umgang mit den Neuronen.
Herzliche Grüße
Peter (Heinl)